Was ist Hunger eigentlich ?


Der Hunger ist eine angeborene physische Allgemeinempfindung, die durch Nahrungsmangel hervorgerufen wird. Durch den Menschen wird dieses Gefühl auf die Magengegend projieziert, es entspringt jedoch einem komplexen Hungerstoffwechsel. Dieses Gefühl kann mit Unlust oder Unruhe verbunden sein; diese Erscheinungen sind im Zustand der Sättigung nicht vorhanden (=> Gedrängefaktor). Hierbei ist aber auf eine Unterscheidung zum Appetit zu achten. Der Appetit ist lediglich der Wunsch Nahrung zu sich zunehmen, unabhängig von Sättigungs- oder Hungergefühl.

Der Hypothalamus ist bei höheren Wirbeltieren die Steuerzentrale für die Regulation der Nahrungsaufnahme. Im Hypotalamus gibt es sowohl ein Sättigungszentrum, als auch ein Hungerzentrum, wobei letzteres immer aktiv ist und durch einen Hemmechanismus die ständige Nahrungsaufnahme verhindert werden muß. Das Hungergefühl. so wird allgemein vermutet, ist auf die Leerkontraktion des Magens zurückzuführen. Mit Hinblick auf eine längerfristige Regulation zur Erhaltung der Energiebilanz und der Reservestoffe werden folgende Signale diskutiert:

Nach der lipostatischen Hypothese wird die Nahrungsaufnahme durch sogenannte Liporezptoren gesteuert, sie verläuft also über das Körperfett. Eine weitere Hypothese ist die ponderostatische Hypothese, bei der der Körper ein genetisch vorgelegtes Körpergewicht zu halten versucht.

Für ein kurzfristige Regulation wird ins besondere der Blutzuckerspiegel über bestimmte Rezeptoren im Körper gemessen. Es handelt sich hierbei um die glucostatische Hypothese. Es wird die Glucosekonzentration in Hirn, Darm, Magen und Leber gemessen und entsprechend ein Hungergefühl ausgelöst, falls dieser Wert unter dem Soll-Wert liegt. Erst nach Erreichen des Soll-Wertes tritt ein Sättigungsgefühl ein.

Eine nicht so fundierte Hypothese ist die thermostatische Hypothese, nach der die Nahrungsaufnahme der Warmblüter umgekehrt proportional zu der Umgebungstemperetur ist. Bei einem Rückgang der Körpertemperatur könnte demnach das Hungergefühl über Thermorezeptoren ausgelöstwerden. Eine weitere Hypothese ist die aminostatische Hypothese, die darauf beruht, dass der menschliche Körper essentielle Aminosäuren nur über die Nahrungsaufnahme erhält. All diese Hypothesen sind auf einen Mangel von Energieliferanten beim Intermediärstoffwechsel des Körpers zurückzuführen.


Lipostatische Hypothese Steuerung des Hüngergefühls an Hand der Fettreserven
Ponderostatische Hypothese Steuerung des Hungergefühls um ein genetisch festgelegtes Gewicht zu halten
Glucostatische Hypothese Steuerung des Hungergefühls an Hand des Blutzuckerspiegels
Thermostatische Hypothese Erhöhung der nährstoffaufnahme bei sinkender Umgebungstemperatur
Aminostatische Hypothese Steuerung des Hungergefühls an Hand essentzieller Aminosäuren



Stoffwechselphysiologisch ist Hunger als Phase zwischen der Resorption der aufgenommenen Substrate aus dem Darm bis zur nächsten Resorption zu sehen. In dieser Postresorptionsphase werden keine Nährsubstrate resorbiert, die angelegten Speicher werden verwertet. Während der nächtlichen Hungerphase werden relativ rasch auch Proteinsrukturen aus Muskelgewebe abgebaut, die in der Leber zu Glucoseeinheiten weiterverarbeitet werden.

Durch vorausplanende Nahrungsaufnahme ohne Hunger kommt bei vielen Warmblütern vor, um die vorzusehende Energiebilanz zu decken, ohne dass ein Hungergefühl aufkommt. Dieser Vorgang wird auch präresorptive Sättigung genannt, da Nahrung lange vor ihrer Resorption aufgenommen wird.

Bei längerem Hunger wird der Grundumsatz des Organismus drastisch gesenkt. Hier kommt es dann zur sogenannten Ketogenese (siehe Arbeitsblatt Kohlenhydratstoffwechsel), da das ZNS nicht wie die Leber, das Herz, die Muskeln und die Nieren durch Oxidation von Fettsäuren Energie gewinnen kann.

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